Wann eine Paartherapie?

Vielleicht kennen Sie einen der folgenden Sätze:

  • Du hast überhaupt keine Zeit mehr für mich!
  • Wir reden gar nicht mehr miteinander!
  • Wir schlafen nicht mehr miteinander! Nie hast du Lust!
  • Denk doch auch mal an die Kinder!
  • So geht das nicht weiter!

Eine Paartherapie ist dann indiziert, wenn es für einen oder beide einen Leidensdruck im Zusammenhang mit der Partnerschaft gibt.

 

Dies kann z. B. sein wenn einer der Partner über eine Trennung nachdenkt, für beide Partner aber aufgrund gemeinsamer Verantwortlichkeiten (z. B. Kinder) oder innigen Zuneigung und Liebe die Partnerschaft noch von Bedeutung ist. Eine Paartherapie kann auch sinnvoll sein, wenn Sie es als Paar alleine nicht mehr schaffen, mit Belastungen ohne Unterstützung umzugehen. Solche Belastungen können z. B. auf einen unerfüllten Kinderwunsch, auf eine Schwangerschaft oder Geburt, auf eine außerpartnerschaftliche Affaire, auf schwere psychische oder körperliche Erkrankungen, auf berufliche Veränderungen oder Wohnortwechsel oder auf andere private und berufliche Belastungen zurückzuführen sein.

 

Sinnvoll kann eine Paartherapie auch dann sein, wenn es zu "eingefahrenen Mustern" im Rahmen der Partnerschaft gekommen ist, die sich bereits chronisch auf die partnerschaftliche Zufriedenheit auswirken.

Ein weiterer Grund für die Aufnahme einer Paartherapie können sexuelle Schwierigkeiten oder sexuelle Unzufriedenheit sein (u.a. sexuelle Unlust, sexuelle Funktionsstörungen, Schmerzen).

 

Manche Klienten wünschen sich aber auch eine Paarberatung um "tiefer in die Partnerschaft einzutauchen" und sich als Paar weiter zu entwickeln.

 

Es ist auch eine Trennungsberatung bzw. eine mediierende Begleitung der Trennungsphase denkbar, um möglichen Konflikten präventiv zu begegnen.

 

Was wird da gemacht?

Eine Paartherapie beginnt in der Regel mit einem Erstgespräch von 50 min, bei dem beide Partner anwesend sind und ihre Situation und ihr Anliegen schildern. Hierduch gewinne ich einen ersten Eindruck der Paardynamik. In diesem Rahmen erstelle ich in der Regel gemeinsam mit dem Paar eine Bestandsaufnahme und erste Ziele für die Paartherapie.

 

Bei komplexeren Paarproblemen bzw. Themen, kann es dann sinnvoll sein, auch Einzelgespräche mit beiden Partnern von jeweils 50 min führe, um einen bestmöglichen Eindruck von der der Sichtweise jedes einzelnen Partners zu bekommen. Manchmal fällt es anfangs leichter fällt, offen zu sprechen, wenn der jeweilige Partner erstmal nicht anwesend ist. Hier ist es mir wichtig zu betonen, dass ich mich im Rahmen einer Paartherapie niemals auf die Seite eines Partners schlagen werde und auf solche Wünsche im Rahmen einer Paartherapie auch nicht eingehen kann. Ziel ist immer, die Ziele als Paar gemeinsam im Auge zu behalten oder diese gemeinsamen Ziele im Rahmen der Paartherapie zu entwickeln.

 

In den weiteren Sitzungen werden wir Lösungen für einzelne Problembereiche Erarbeiten oder Bewusstsein für die Problematik, die Paardynamik oder die jeweiligen Bedürfnisse des anderen Schaffen um gemeinsam Wege aus der unbefriedigenden Paarsituation zu finden.

 

Die Dauer einer Paartherapie liegt in der Regel bei 3-15 Sitzungen, unterscheidet sich jedoch von Paar zu Paar teilweise erheblich. Auch längere Therapien sind möglich. Als Paar entscheiden Sie jedoch selbst, wie lange Sie eine Therapie benötigen. Im Rahmen einer Paartherapie gibt es verschiedene Formen:

  • Kommunikationstrainings: Einzelgespräche finden in der Regel nicht statt. Hier werden Sie sich selbst und als Paar im Alltag achtsam beobachten Lernen, um problematische Kommunikationsmuster zu entdecken und alternative Kommunikationsmuster zu entwickeln.
  • Arbeit an der Paardynamik: Hier geht es um Probleme, die über die Kommunikation hinausgehen. Dabei spielen normalerweise "tieferliegende" Probleme bzw. Muster, die sich in der Regel auf verletzte Kernbedürfnisse, eigene vergangene Erfahrungen oder Erfahrungen als Paar, persönliche Einschränkungen in der Beziehung, einem subjektiv empfundenen oder objektiven Ungleichgewicht oder auf emotionale Verletzungen beziehen. Hier finden sowohl Paar- als auch Einzelsitzungen statt.
  • Probleme im Bereich der Sexualität: Paarprobleme können, müssen aber nicht mit Problemen im Bereich der Sexualität einhergehen. Probleme im Bereich der Sexualität können auch auf psychische oder körperliche Erkrankungen zurückzuführen oder einer akuten Belastungssituation geschuldet sein.
  • Paartherapie ohne den Partner: Manche Partner sind anfangs skeptisch gegenüber einer Paartherapie eingestellt, unterstützen aber dass einer der beiden Partner sich Hilfe sucht. In der Regel ist es immer besser, wenn beide Partner an der Therapie teilnehmen. Wenn aber einer der beiden Partner völlig blockiert, kann eine Paartherapie im Einzelsetting eine Möglichkeit sein. Eine Partnerschaft ist ein System in dem ein Rädchen in das andere greift. D.h., wenn sich ein Rädchen (ein Partner) im Verhalten verändert, muss sich das andere Rädchen (der andere Partner) häufig zwangsläufig auch verändern.
  • Indikation für eine Psychotherapie: Sollte sich im Verlauf der Paartherapie herausstellen, das in einem oder beiden Fällen eine Psychotherapie indiziert ist, hätte diese Psychotherapie Priorität vor einer Paartherapie, da sich in der Erfahrung zeigt, dass eine Paartherapie ansonsten nicht zielführend durchgeführt werden kann. Es kann dann sinnvoll sein die Paartherapie mit Einzelsitzungen oder systemischen Sitzungen fortzusetzen oder alternativ andere KollegInnen zu konsultieren.

Was kostet eine Paartherapie bzw. Paarberatung?

Die Kosten werden von den Krankenkassen nicht  übernommen, da es sich nicht um eine heilkundliche Leistung handelt. Das Honorar für eine Paartherapie oder Paarberatung liegt aktuell bei 50 Euro pro 10 min. Die Sitzungen dauern in der Regel 50 min.

Gibt es hilfreiche literatur?

Folgende (Selbsthilfe)bücher kann ich Ihnen empfehlen, wenn Sie es erst einmal ohne therapeutische Hilfe versuchen wollen:

 

Ludwig Schindler, Kurt Halweg, Dirk Revensdorf: "Partnerschaftsprobleme?". Springer Verlag, 2013.

Ein Arbeitsbuch mit vielen (gemeinsamen) praktischen Übungen um wieder mehr Wohlbefinden und positive Zeit in der Partnerschaft zurückzuholen. Auch werden Strategien vermittelt um Krisen zu überwinden.

 

Dirk Revensorf: "Die geheimen Mechanismen der Liebe." Klett-Cotta Verlag, 2013.

Lassen Sie sich von dem Begriff "geheim" nicht abschrecken. Hier werden ganz praktisch 7 Regeln für eine glückliche Partnerschaft dargestellt um eine Balance zwischen Führsorglichkeit und Autonomie zu finden.

 

Eckard Roediger, Wendy Behary, Gerhard Zarbock: "Passt doch! Paarkonflikte verstehen und lösen mit der Schematherapie. Beltz Verlag, 2013.

Ein schon etwas anspruchsvolleres Buch. Das Buch hilft, eigene Muster und die des Partners zu erkennen und deren Wechselwirkung besser zu verstehen. Auf dessen Grundlage werden Möglichkeiten erarbeitet, aus den Lebens- und Partnerschaftsfallen auszusteigen. Dieses Buch steigt schon etwas tiefer in die Paardynamik ein.

 

Wendy Behary: "Der Feind an Ihrer Seite". Jungfermann Verlag, 2009.

Hier geht es um die Unterstützung von PartnerInnen von sog. "Narzissten". Sie können als PartnerIn lernen, dysfunktionale Kommunikation zu überwinden, sich stärker durchzusetzen und Grenzen zu setzen.